Zukunft?

Zukunft?

Mit dieser Überschrift hab ich noch vor 8 Monaten positiv und voller Erwartungen auf das Jahr 2024 geschaut. Heute sieht unsere Welt ganz anders aus. Der Blick auf die kommenden Jahre war wohl viel mehr Selbsttäuschung als Realitätsbewusstsein.

Vielfältig sind die Umstände und Widerstände die sich bis heute aufgestaut haben.
Die zukünftige Marktsituation, steigende Kosten, fehlendes Personal und auch die Thematik der Hofnachfolge, die nur sehr schwer zu lösen sein wird, zwingen uns kürzer zu treten und kleiner zu werden. Innerlich kündigen wir dem Spargelanbau schon seit Corona. Was wir über 34 Jahre geschätzt, geliebt und gelebt haben ist unter den aktuell gegebenen Umständen aber nicht zu bewältigen.  

Klar blicken wir fragend in die Zukunft. Wie soll es ohne Spargel weitergehen?
Wir haben vieles auf den Prüfstand gestellt, verschiedene Varianten angedacht. Gabi und ich sind aber beide überzeugt, dass ein weiter wie bisher keine Lösung ist. Es kostet einfach zu viel Kraft. Jedes Jahr bangen wir, ob die Personalproblematik vielleicht besser oder eventuell noch angespannter sein wird, wir ausreichend Personal für die Ernte und den Verkauf finden werden.

Letztlich haben wir auf Herz und Bauch gehört und uns entschieden den Spargelanbau nach 34 Jahren aufzugeben. 1991 haben wir den ersten Spargel am Hof verkauft, 2024 wird ein weiteres Kapitel der Betriebsgeschichte geschlossen. Milchvieh, Bullenmast, Schweinemast, Kartoffeln, Freiland-Gemüse, Zuckerrübenanbau und Traubenerzeugung hatten alle ihre Zeit auf dem Hof. Und jetzt ist die Zeit gekommen sich auch vom Spargel zu trennen.

Wir sagen Danke an die vielen Menschen aus Polen und Rumänien, die uns seit 1995 bei der Ernte und Aufbereitung des Spargels tatkräftig unterstützt haben. Ohne sie wäre das nicht möglich gewesen. Sie waren Teil der Lösung, heute sind auch sie Teil des Problems.
Danke auch an die jungen und alten VerkäuferInnen die uns seit zehn Jahren im Verkauf zur Seite standen.

Natürlich werden uns auch die Kunden, die uns teilweise schon in der 2. Generation die Treue halten, fehlen. Wir wissen zu schätzen, dass ihr all die Jahre aus nah und fern nach Böbingen zum
Spargel Renner gekommen seid um unseren Spargel zu genießen. Vielen Dank für Lob, Kritik und die Anerkennung unserer Arbeit.

Die Beerenkulturen sowie Tomaten, Gurken, usw. und Drusch-Früchte im Ackerbau werden wir weiter bewirtschaften, die Vermarktung über unsere Groß-und Einzelhändler sowie die Direktvermarktung über Hofladen und Automat bleiben wie gewohnt erhalten.

Unsere Zukunft? Ungewiss.
Wir werden weithin versuchen eine Nachfolge zu finden. Potential für eine erfolgreiche Direktvermarktung ist gegeben. Dass das mit viel Engagement und hoher persönlicher Arbeitsleistung gepaart ist passt wohl gerade nicht zu den Ansprüchen der heutigen Gesellschaft nach wenig Arbeit und viel Leben.

Dieter und Gabi

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